Wie intelligent ist künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz verblüfft uns und hält in immer mehr Bereichen unseres täglichen Lebens Einzug. Doch wie intelligent sind diese Lösungen wirklich und welche Risiken lauern im Umgang mit ihnen? Welches Grundverständnis ist notwendig, um diese Technologien nicht misszuverstehen, sondern ihr immenses Potenzial sinnvoll zu nutzen?

Themen
» Was ist künstliche Intelligenz
» Die Arten von künstlicher Intelligenz
» In den Mustern liegt die Stärke
» Menschenähnliche Schwächen bei den Verhaltensweisen
» Potenzial und Risiken
» Kann KI Ihrem Unternehmen helfen?
 

Auch wenn die Begriffe «KI» für Künstliche Intelligenz, «AI» für Artificial Intelligence, «ML» für Machine Learnig oder gar «DL» für Deep Learning schon seit Jahren vermehrt auftauchen, haben sie in letzter Zeit durch die Veröffentlichung von ChatGPT an Präsenz gewonnen. Waren es bisher eher die First Mover, die sich mit der Technologie beschäftigten, so stehen nun immer mehr neue Lösungen für viele Anwendungen zur Verfügung. Und die Geschwindigkeit, mit der immer neue und bisher ungeahnte Möglichkeiten entstehen, ist atemberaubend.

Unterschied Artificial Intelligence Machine Learning Deep LearningVisualisierung von AI / ML / DL
 

Was ist künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz oder Artificial Intelligence bezeichnet die Fähigkeit von Maschinen, menschenähnliche Handlungen auszuführen. Dabei geht es vor allem um das Treffen von Entscheidungen, das Verstehen und Lösen von Problemen, aber auch die Fähigkeit zu lernen. Es wird dabei zwischen verschiedenen Stufen wie schwacher und starker künstlicher Intelligenz unterschieden.

Während die schwache KI auf bestimmte Aufgaben fokussiert ist, ist die starke KI in der Lage, ein breites Spektrum an Aufgaben zu bewältigen. Die Grundprinzipien sind jedoch bei beiden Intelligenzen identisch. KI-Algorithmen ermöglichen es Computern, aus grossen Datenmengen zu lernen und darin bestimmte Muster, Häufigkeiten und Zusammenhänge zu erkennen. Je grösser dabei die Menge der «gefütterten» Informationen ist, desto mehr Möglichkeiten bietet die spätere KI-Lösung. Füttert man die KI-Lösung neben allgemeinen sprachlichen Informationen nur mit bestimmten Themen, so wird sie zu diesen Themen sehr gezielte Informationen ausgeben können. Tut man dies hingegen mit einer sehr grossen Datenmenge, so wird die KI-Lösung zu vielen Themen Rückmeldung geben können.

Zum Vergleich: Alle Bücher der Harry-Potter-Reihe bestehen aus ca. 1 Million Wörtern. Die KI GPT3 wurde mit mehr als 500.000 Millionen Wörtern gefüttert. Also eine unglaubliche Menge an Informationen, die dieser Technologie als «Wissen» zur Verfügung steht. Hinzu kommen aktuelle Informationen, die ChatGPT aus öffentlich zugänglichen Datenbanken von Forschungsinstituten, Regierungen oder einfach «dem Web» beziehen kann.

Die Arten von künstlicher Intelligenz

Sprechen wir in diesem Artikel von künstlicher Intelligenz, so beziehen wir uns primär auf ChatGPT, da diese Software momentan besonders viel mediale Aufmerksamkeit bekommt. Bei ChatGPT handelt es sich um eine sogenannte eingabegesteuerte KI. Das bedeutet, dass wie bei einem Chatbot eine Texteingabe – der sogenannte «Prompt» – für die Befehlssteuerung zuständig ist. Es gibt aber auch künstliche Intelligenzen, die Ihre Informationen über einen oder mehrere Sensoren beziehen und damit nahezu selbstständig auf ihre Umwelt reagieren. Ebenso kann die Ausgabe unterschiedlicher Natur sein. Während die Ausgabe von ChatGPT ebenfalls in Textform erfolgt, kann die Ausgabe einer anderen KI auch eine Handlung sein, wie beispielsweise der Steuerbefehl für eine Roboter-Aktion.

In den Mustern liegt die Stärke

Viele von Menschen geschaffene, aber auch in der Natur vorkommende Dinge basieren auf Regelmässigkeiten und Mustern. Genau diese Muster sind die Stärke der künstlichen Intelligenz. Die Algorithmen sind darauf konditioniert, solche Muster zu erkennen und daraus Wahrscheinlichkeiten zu berechnen. Um schlussendlich die am wahrscheinlichsten passende Entscheidung zu treffen. Da die künstliche Intelligenz auf sein Umfeld oder eine Eingabe reagieren soll, geht es im Kern allein um die Fähigkeit, «Befehle» an die KI richtig zu interpretieren. Also Füllwörter von Schlüsselwörtern zu trennen und auf Basis der Schlüsselwörter die Wahrscheinlichkeit für eine Informationsabfrage zu interpretieren. Z.b. in hochkomplexen medizinischen Anwendungen hilft diese Musterfokussierung, Krankheitsbilder zu erkennen und damit Diagnosen zu stellen. Bereits 2018 wurde im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs festgestellt, dass künstliche Intelligenzen Metastasen besser erkennen können als erfahrene Pathologen. Aber natürlich kann auch hier eine KI nur so gut sein, wie die Menge an Informationen, mit der sie zuvor trainiert wurde.

Menschenähnliche Schwächen bei den Verhaltensweisen

Als eine der menschenähnlichsten Eigenschaften einer KI können die Schwächen der künstlichen Intelligenz genannt werden. So wie ein Kind stark von der Erziehung und den Ansichten der Eltern geprägt wird, so werden die Resultate oder Rückmeldungen einer KI von den zugeführten (gefütterten) Informationen während der Lernphase geprägt. Falsch oder nicht gelerntes kann hier zu schlechten Manieren und Resultaten führen. Dieser Effekt ist bei KI sogar noch stärker als beim Menschen, da ein Mensch in der Lage ist, eigene Ansichten zu entwickeln. Eine künstliche Intelligenz kann zwar je nach Programmierung auch eigenständig neues Wissen sammeln, dies aber in der Regel weniger selektiv und erst recht nicht auf Basis eines Gefühls.

Als weiteres Beispiel ist der künstlichen Intelligenz das Thema Plagiat nicht fremd. Denn auch hier spielt das erworbene Wissen eine grosse Rolle. Beauftragt man eine KI, einen (Fach-)Artikel zu verfassen, wird sie auf Muster und Wahrscheinlichkeiten ihres «Grundwissens» zurückgreifen. Und wenn bestimmte Aussagen oder auch Formulierungen im Rahmen der Wahrscheinlichkeiten am naheliegendsten sind, wird die KI diese vermutlich verwenden. Analog neigen Menschen dazu, bestimmte Redewendungen, Formulierungen - oder auch visuelle Darstellungen - zu adaptieren. Dies geschieht meist aus dem Gefühl eines Menschen heraus, dass diese Nähe zum Original die Sache am besten auf den Punkt bringt - also auch eine Art Wahrscheinlichkeit. Seltener geschieht dies aus der bewussten Absicht, sich Arbeit zu ersparen. Der Quellenbezug ist daher sehr wichtig, aber bei der Verwendung von KI-Tools nicht oder nur unzureichend möglich.

ChatGPT Quellenangabe Plagiat Unwissenheit ohne Referenz

Die Rückmeldung von ChatGPT auf die Bitte, für einen generierten Text eine Quellenangabe zu liefern.
 

Potenzial und Risiken

Es gibt bereits zahlreiche Anwendungsfelder, für die der Einsatz von Künstlicher Intelligenz - sei es auf Basis von Machine Learning oder Deep Learning Methoden - durchaus interessant oder sogar lohnenswert sind.

In erster Linie sind diese Einsatzgebiete im Bereich neuer Geschäftsmodelle zu finden. So gibt es bereits erste Modelagenturen, die ihre Aufnahmen vollständig künstlich generieren. Weder die Personen noch die Locations sind real - alles basiert auf den Wünschen (Prompts) der Kunden.

Kein Studio, kein Fotograf, kein Model, keine Kamera... AI Modelling by Deep Agency

Aber auch abseits dieser Geschäftsmodelle können künstliche Intelligenzen Aufgaben übernehmen, die unterstützenden Charakter haben. Gezielt trainiert sind sie in der Lage, auf Basis eines Fragebogens ganze Verträge zu erstellen oder als erster Ansprechpartner im Kundenservice zu fungieren. Werden sie mit ausreichend wichtigen, korrekten und aktuellen Daten trainiert, kann ihre Leistung sogar die eines menschlichen Support-Mitarbeiters übertreffen. Auch einfache Inhalte für die Website oder Social-Media-Posts können mit ihrer Hilfe generiert werden - und zwar nicht nur in Text Form, sondern gegebenenfalls auch als Bildmaterial. Bei allem ist jedoch besondere Vorsicht geboten, damit der Output nicht unbemerkt zu Fake News wird.

Es gibt auch Ängste und Befürchtungen, dass künstliche Intelligenzen den Menschen bald überholen, ersetzen oder gar auslöschen könnten. Zumindest was die Ausrottung der Menschheit betrifft, sind die meisten angewandten Lösungen noch weit davon entfernt. Obwohl die Technik schon heute in der Lage wäre, autonome KI-Waffensysteme zu entwickeln.

Viel realer ist die Tatsache, dass künstliche Intelligenzen in vielen Bereichen Arbeitsplätze für sich beanspruchen werden. Wiederkehrende Tätigkeiten werden schon heute von Robotern erledigt. Mit KI angereichert werden diese Systeme in Zukunft in der Lage sein, noch umfangreichere Prozesse umzusetzen. Auch in Dienstleistungsberufen wird man sich in Zukunft darauf einstellen müssen, künstliche Intelligenzen als Helfer oder sogar als punktuelle «Arbeitskollegen» zu akzeptieren.

Kann KI Ihrem Unternehmen helfen?

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Und auch die Unternehmensgrösse spielt nicht unbedingt eine Rolle. Man kann es vergleichen mit der Industrialisierung oder Digitalisierung. Wer die Entwicklung für sich nutzt kann sich durchaus einen Vorteil verschaffen.

Beispielsweise kann für ein kleines Unternehmen mit begrenzten Ressourcen ein guter Chatbot bereits eine spürbare Entlastung bedeuten. Oder in einem grossen Unternehmen mit vielen Produkten kann eine künstliche Intelligenz die Informationssuche drastisch verbessern. Durch das bessere Verständnis der Anfragen dürfte die Trefferquote bei Suchanfragen steigen. Auch die Suchanfragen selbst dürften sich durch weniger generische Rückmeldungen verbessern, da auf Unklarheiten hingewiesen wird.

Gerne nehmen wir uns im Rahmen eines Meet and Coffee, eines Walk in the Green oder auch eines Fokus-Workshops Zeit für ein Brainstorming oder die Konzeption Ihres KI-Einsatzes. Denn wir sehen ein enormes Potenzial in der aktuellen Entwicklung. Ein Wundermittel ist sie jedoch nicht. Die Konzeption, Zielsetzung und sorgfältige Umsetzung erfolgt nach wie vor durch Menschenhand.

Christian Woelk, Partner und Designer bei Adicto, Designagentur, Digitalagentur und Internetagentur mit Sitz in St.Gallen

Christian Woelk, Partner, Graphic Designer

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